Salt-N-Pepa: Das Programm

Let’s talk about…


… Kapital, Wert, Arbeit (#1)

Eklat, Kritik der in sich verkehrten Gesellschaft: Workshop zur Einführung in die Kritik der politischen Ökonomie // 23.11, 12.00-17.00 // Baracke

Der Workshop möchte eine Einführung in die Kritik der politischen Ökonomie anbieten, in der von Anbeginn Kapitalismus als aufhebungsbedürftige Form von Herrschaft in seiner Eigentümlichkeit begriffen wird. 

In einem ersten Anlauf soll Kapitalismus als abstrakte Herrschaft des Prozesses der Selbstverwertung des Wertes begriffen werden, in welcher gesellschaftliche Beziehungen den Individuen als verselbständigte und sich selbst erzeugende gegenübertreten und die die Vermittlung der Gesellshcaft ausmacht. Die Grundkategorien (Wert/Mehrwert, abstrakte Arbeit, Kapital) sollen dabei als typisch kapitalistische und als miteinander zusammenhängende verstanden werden. Die Kritik soll des Weiteren die Rationalität kapitaler Vergesellschaftung ihrer eigenen Irrationalität überführen und damit ihren konstitutiven Gewaltcharakter offenlegen. Schließlich soll darauf hingewiesen werden, dass die kapitale Vergesellschaftung schon immer die Möglichkeit regressiver und negativer Krisenbewältigung und das Umkippen ihres rational-irrationalen in offenem Wahn und roher Gewalt beinhaltet.

In einem zweiten Anlauf kehren wir zu den vielfachen Dimensionen von Gewalt, die dem Kapitalismus innewohnen und die bei Marx vor allem in der Gestalt der „Ursprünglichen Akkumulation“ angesprochen wurden.  Diese Gewalt reicht dabei weiter, als man auf dem ersten Blick vermutet Sie beinhaltet stets rassistische (post)koloniale Gewalt, eine Normierung und Hierarchisierung der Geschlechter zusammen mit der unmittelbaren Aneignung Reproduktionsarbeit, ein raubhaften Umgang mit der Umwelt. Kapitalismus ist konstitutiv „Dirty“, gerade in seinem Normalbetrieb.


… Staat (#2)

Moritz Zeiler: Staatsfragen. Einführung in die materialistische Staatskritik // 6.12, 19.00 // S3

Die Analysen des Staates gehen in der Linken weit auseinander. Das Spektrum der Interpretationen reicht von der Idealisierung bis zur Dämonisierung, die Forderungen von der Übernahme des Staates bis zu seiner Abschaffung. Während der Staat für die einen als Garant des Allgemeinwohls gilt, betrachten ihn andere als das Instrument der kapitalistischen Klassenherrschaft und wieder andere sehen in ihm das Terrain sozialer Kämpfe. In seiner Einführung präsentiert Moritz Zeiler die zentralen Thesen marxistischer Theorie zum Staat: Die fragmentarischen Überlegungen bei Marx und Engels, die instrumentelle Staatstheorie bei Lenin, die Hegemonietheorien des Westlichen Marxismus von Gramsci, Althusser und Poulantzas sowie die Analysen von Paschukanis zum Verhältnis von Warenform, Rechtsform und Staatsform und später daran anknüpfende Arbeiten von Agnoli, Hirsch, Holloway und anderen. Zuletzt wird diskutiert, dass die Linke kein Monopol auf die Kritik des Bürgerlichen Staates besitzt. Angriffe auf bürgerliche Rechte und parlamentarische Demokratie aus konservativen bis faschistischen Kreisen sind keine reinen Krisenphänomene, sondern stellen die Linke permanent vor Herausforderungen.

 
– In Kooperation mit et2c

… Ideologiekritik (#3)

Michael Städtler: Grundbegriffe der Ideologiekritik // 14.12 (14.00) -15.12 (18.00) // AStA Haus (Schloßplatz 1)

Für den kritischen Begriff von Ideologie hat Adorno die Formulierung geprägt: „gesellschaftlich notwendiges falsches Bewusstsein“.

Mit dieser Formulierung sind einige erhebliche Probleme verbunden. Aus Sicht der Erkenntnistheorie kann das, was falsch ist, nicht notwendig sein. Wenn es aber Falsches gäbe, das gesellschaftlich notwendig wäre, dann müsste man erklären, warum es überhaupt als Falsches erkennbar ist, denn auch der Kritiker unterliegt ja den gesellschaftlichen Zwängen. Diese Problematik ist deshalb wichtig, weil sie über die Möglichkeit von Kritik und Veränderung entscheidet: Wie kann das Falsche so mächtig werden, dass alle gesellschaftlichen Handlungen davon abhängen? Und wie ist es möglich, aus dieser Abhängigkeit herauszufinden? Diese Fragen bestimmen das Thema des Workshops. Der Gedanke, dass es Irrtümer gibt, die für das Handeln in der Gesellschaft gleichwohl universal vorausgesetzt sind, geht auf Marx zurück, der die Vorstellung, Waren hätten von Natur aus einen Wert, als Warenfetischismus bezeichnet. Damit deutet er an, dass im Kapitalismus die Menschen quasi religiös an bestimmte Vorstellungen gebunden sind. Vor allem über den Verdinglichungsbegriff von Georg Lukács – Relationen oder Vorstellungen wie Dinge zu behandeln – wird der Begriff an die kritische Theorie vermittelt, wo er unter dem Namen „Ideologie“ ein eigener Forschungsgegenstand wird.

In dem Workshop soll vor allem Adornos „Beitrag zur Ideologienlehre“ diskutiert, aber auch auf Marx und eventuell weitere Texte zurückgegangen werden.

 
– In Kooperation mit der Projektsstelle für Ideologiekritik
 

 
…Nationalismus & Rechtsruck (#4)

Daniel Keil: Bürgerliche Gesellschaft, autoritäre Formierung, faschistische Regression // 30.1.2019, 19.00 // Hörsaal H2

Die allgegenwärtigen Debatten über den Erfolg sogenannter populistischer Parteien sind derart strukturiert, dass die bürgerliche Gesellschaft und die Demokratie von außen angegriffen würden. Dabei geraten die inneren autoritären Tendenzen bürgerlicher Vergesellschaftung ebenso aus dem Blick wie auch der Zusammenhang zu faschistischen Formationen negiert wird. Der Vortrag wird versuchen, diese Leerstellen der Debatten aufzugreifen und zu entwickeln, inwiefern die fundamentale Konstitution bürgerlicher Vergesellschaftung die Basis für autoritäre Entwicklungen bildet und nach den Faktoren für den Umschlag in faschistische Krisenlösungen suchen und zur Diskussion stellen.

– in Kooperation mit dem AK Zu*Recht


…Günstige Gelegenheit (#5)

Alexander Neupert-Doppler: Kritik – Utopie – Kairós. Kritische Theorie der Gelegenheit // 5.2, 19.00 // Leokneipe (Herwarthstraße 7)

Kritik, ob an der Politischen Ökonomie, am Staat (Zeiler), an Ideologie (Städtler) oder Regression (Keil) ist kein Selbstzweck, sondern ein ‚Programm der Abschaffungen‘ wie es Karl Korsch mal so schön gesagt hat. Es ist aber praktisch nicht möglich bestehende Widrigkeiten zu überwinden, ohne etwas anderes an deren Stelle zu setzen. Insofern verweist Kritik des Ganzen immer auch auf das ganz Andere: Utopie. Utopische Möglichkeiten – nicht im Sinne detailverliebter Romane sondern als gesellschaftliche Perspektiven – zu verwirklichen ist die Sache eingreifender Praxis. Anders als es in Aufklärung, Liberalismus und Marxismus geglaubt wurde, geht die Geschichte aber keinen vorgezeichneten Gang. Dagegen steht in kritischer Geschichtsphilosophie der Begriff der Kairós, der günstigen Gelegenheit zum Handeln. Was macht solche historischen Gelegenheiten aus? Wie lässt sich ein Kairós erfahren, erkennen und ergreifen?


 …Faschismuskritik (#6)

Moritz Zeiler: Was ist Faschismus? Einführung in linke Theorien über Faschismus und Nationalsozialismus // 22.2, 11.00-19.00 // Baracke

Weltweit haben autoritäre Bewegungen Konjunktur: Putin, Trump, Erdogan – in vielen Ländern regieren Präsidenten, die nicht als Freunde der liberalen Demokratie bezeichnet werden können. In Europa feiern in vielen Ländern Parteien Wahlerfolge, die politisch rechts vom klassischen Konservatismus stehen. Doch wie lassen sich Parteien wie die österreischische FPÖ, der französische Rassemblement National (früher Front National) oder die deutsche AfD charakterisieren? Sind autoritäre Entwicklungen bereits Vorboten eines kommenden Faschismus? Wenn Faschismus mehr bedeuten soll als ein Kampfbegriff gegen allerlei unliebsame Entwicklungen, lohnt eine Auseinandersetzung über theoretische Interpretationen. Besonders in Deutschland ist antifaschistische Kritik und Praxis immer wieder mit der Verherrlichung, Verklärung oder Verharmlosung des historischen Faschismus und Nationalsozialismus konfrontiert. Kenntnisse über den Nationalsozialismus und seine historische Interpretation durch linke Faschismustheorien sind daher aus verschiedenen Gründen von Nutzen: sowohl um antifaschistische Positionen im Kampf um Erinnerung und Deutung der deutschen Geschichte zu formulieren als auch um postnazistische Traditionen und aktuelle Entwicklungen zu kritisieren. Mit der Einführung soll ein Überblick zu Theorien über Faschismus und Nationalsozialismus gegeben werden. Dabei sollen unter anderem folgende Fragen diskutiert werden: Wann lässt sich von Faschismus sprechen? Was sind Unterschiede zwischen Faschismus und autoritären Regimes? Was sind die Besonderheiten des Nationalsozialismus? Der Schwerpunkt liegt vor allem auf den Aspekten autoritäre Krisenlösung, Volksgemeinschaft, reaktionärer Antikapitalismus und Antisemitismus. Es werden gemeinsam Textauszüge von Otto Bauer, Ernst Fraenkel, Franz Neumann und Moishe Postone gelesen und diskutiert.