Redebeitrag: Solidarität mit den Besetzter*innen der Zentrale

Foto via SperreOnline

Was sind die wesentlichen Bedürfnisse der Menschen, und wie können sie erfüllt werden? Wie, auch immer die Antwort aussehen mag, so kann doch eine Vorstellung von vornherein ausgeschlossen werden:
Ausbeutung, Leistungsdruck und Zukunftsangst- Kapitalistische Verhältnisse kann niemand wollen, der oder die auch nur ein bisschen Phantasie hat. Denn eine andere – eine bessere Welt – ist möglich.


Wie sähe sie aus, wie wäre diese gestaltet?
Das einzige vernünftige Kriterium, das für eine bessere Welt gelten kann, ist ihre Ausrichtung an den Bedürfnissen der Menschen.
Im Kapitalismus ist das nicht der Fall.
Das zentrale Kriterium, an dem sich im Kapitalismus alles misst ist Verwertbarkeit!
Kapitalistische Verhältnisse sind nicht auf die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse ausgerichtet. Stattdessen wird die Gesellschaft von dem Prinzip der Profitmaximierung organisiert. Es wird nur das hergestellt, womit sich Profit machen lässt. Profitmaximierung ist dabei Selbstzweck – und steht über allem.
Die kapitalistische Gesellschaft darf jedoch nicht nur als etwas „da draußen“ verstanden werden. Im Kapitalismus wird alles und werden wir alle zur Ware. In einem System, das nicht auf die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse, sondern auf die Maximierung von Profit ausgerichtet ist, sind die Folgen fatal:

So ist das kapitalistische System nicht in der Lage, lebensnotwendige menschliche Bedürfnisse – wie z.B. eine intakte Umwelt, Nahrungsmittel oder Wohnraum für alle – zu erfüllen.
Das Gegenteil ist der Fall: Der Kapitalismus produziert Umweltzerstörung und Klimakrise, Armut, Hunger, Obdachlosigkeit.

Und nicht nur bei der Befriedigung existenzieller Grundbedürfnisse versagt der Kapitalismus. Er unterwirft auch alles weitere, was das Leben menschlich macht.

– So werden die Möglichkeiten von Kultur und Bildung durch kapitalistische Zwänge eingeengt und zugleich der Zugang dazu massiv eingeschränkt wird.
– Die Beziehungen der Menschen untereinander werden durch den Warencharakter kapitalistischer Verhältnisse beschädigt: Voneinander entfremdet, stehen sich die Menschen im Kapitalismus als Konkurent*innen gegenüber.

– Und auch von sich selbst sind die Menschen im Kapitalismus entfremdet; statt ihre Bedürfnisse wahrnehmen zu können, sind sie gezwungen, ihr Leben komplett der Lohnarbeit unterzuordnen.

Ausbeutung, Leistungsdruck und Zukunftsangst sind dabei allgegenwärtig.
So verhindert der Kapitalismus, dass wir tun können, was wir tun wollen – ja selbst, dass wir wissen, was wir tun wollen. Der Kapitalismus ist daher eine unmenschliche Einrichtung. Er verhindert, dass wir als Menschen wirklich Mensch sein können.
Das gute Leben erfordert seine Überwindung.
Doch wie ist das möglich? Die kapitalistische Logik durchdringt nicht nur alle unsere Lebensbereiche, sondern auch unser Denken. Die Idee, den Kapitalismus mal eben kurz zu kippen, ist naiv, der Kapitalismus hat eine Lebenskraft und Überlebenskraft entwickelt, die man sich nie hätte träumen lassen. Er ist noch lange nicht am Ende.
Für uns als Menschen bedeutet dies, nicht zu verzweifeln! Wir müssen um die Verbesserungen unserer Lebens- und Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Kapitalismus kämpfen mit dem Ziel diesen eines Tages zu überwinden! Wir gehen davon aus, dass ein Mensch, solange er lebt, Handlungsalternativen hat!
Antikapitalistische Freiräume wie die Zentrale in Münster, die sich einer kapitalistischen Verwertung weitestgehend entziehen wollen, sind dazu zwingend notwendig: Sie können eine Perspektive eröffnen auf eine alternative Gesellschaft. Sie können Ausgangspunkt einer gesellschaftlichen Transformation sein.
In diesen feindseligen Verhältnissen brauchen wir politische Freiräume noch aus anderen Gründen:
Wir brauchen Freiräume, in denen wir uns selbst verwirklichen können. Räume, in denen – jenseits von Leistungsdruck und Verwertungszwang – Bildung und Kultur für alle entstehen kann.
Wir brauchen Freiräume, in denen solidarisches Miteinander erfahrbar werden kann. Räume, in denen – jenseits von Konkurrenz und Entfremdung – gegenseitige Unterstützung und ein politisches Zusammenleben für alle möglich wird.
Schließlich brauchen wir Freiräume, um etwas mehr Mensch sein können.
Es liegt in der Logik des Kapitalismus, dass uns solche Freiräume nicht einfach zur Verfügung stehen. Wir müssen sie uns erkämpfen. Die Besetzung der Zentrale ist daher richtig und wichtig.

Wir fordern:
Eine Welt für die Menschen, nicht für die Wirtschaft.
Ein gutes Leben für alle.
Und eine Zentrale für Münster.